Movements/SectionsMov'ts/Sec's | 1 movement |
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Composition Year | 2016 |
Genre Categories | Pieces; For piano; Scores featuring the piano; For 1 player |
Work Title | Saints & Sinners |
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Alternative. Title | |
Composer | Rzewski, Frederic |
I-Catalogue NumberI-Cat. No. | IFR 118 |
Movements/SectionsMov'ts/Sec's | 1 movement |
Year/Date of CompositionY/D of Comp. | 2016 |
First Performance. | 2018 |
First Publication. | 2018 |
Dedication | Milton Schlosser |
Average DurationAvg. Duration | 15 minutes |
Composer Time PeriodComp. Period | Modern |
Piece Style | Modern |
Instrumentation | piano |
„Saints & Sinners“, Komposition aus dem Jahre 2016 für Klavier solo von Frederic A. Rzewski
Der vom Heiligen Augustin geprägte Begriff des „Corpus Permixtum“ (Vermischter Leib) stellt einen zentralen Punkt des christlichen Werteverständnisses dar, nach dem die Kirche offen für alle ist, nämlich nicht nur für Heilige, sondern auch für Sünder. Im übergeordneten Sinne schlägt Rzewski in seiner Auslegung des Begriffes den Bogen hin zu Orchestern und Chören. Beides sind heterogene Körper und Gemeinschaften und nicht zuletzt sind beide tief mit der Geschichte der katholischen Kirche verbunden.
Der fast zeitgleiche Tod von Fidel Castro am 24. November 2016 und Pauline Oliveros am darauffolgenden Tag war für Frederic Rzewski Anlaß, das Konzept von Sündern und Heiligen im aktuellen Kontext zu betrachten. Fidel Castro als langjähriger Alleinherrscher Kubas und Pauline Oliveros, die amerikanische Avantgarde-Komponistin, waren zu ihrer Zeit kontroverse Persönlichkeiten. Dennoch gab und gibt es Menschen, für die beide entweder in die Kategorie „Heiliger“ oder eben in die des „Teufels“ gehören.
Während eine historische Einordnung von Castro und seinem Wirken recht eindeutig ausfallen dürfte, ist es im Falle von Pauline Oliveros insbesondere ihre Vielfalt im Wirken, das sie auszeichnet und auch zur kontroversen Person macht. Sie war einerseits eine berühmte Komponistin und Interpretin, andererseits schuf sie aber Grundlagen für ein neues Verständnis östlichen Denkens, z.B. im Fall von Yoga. Vor allem aber war sie als bekennende Homosexuelle Wegbereiterin der Frauenbewegung und der Wahrnehmung von Gender- und Geschlechtsrollen gleichzeitig geachtet – und verachtet. Ihre Konzerte sprachen nicht nur Musikkenner an, sondern auch ein Publikum, das Pauline Oliveros vor allem als Ikone des LGBTQ-Gedankens sah.
In seiner Komposition „Saints & Sinners“ sind es die widersprüchlichen Elemente, die Dualität von Heiligsein und Teufelswerk, die Rzewski verarbeitet. Dabei sind es keine kompositorischen Eindeutigkeiten, die sich der einen oder anderen Kategorie zuordnen lassen. Vielmehr bezieht sich der Titel auf ein Gesamtgebilde, in dem das Eine ohne das Andere nicht möglich ist.
Die Uraufführung des Werkes spielte Frederic Rzewski am 2. November 2018 in der Van Der Mehden Recital Hall der University of Connecticut.
Text: Peter Lemken